Ist es eigentlich normal, dass man nach dem Ende einer Beziehung oder dergleichen so unglaublichen Heißhunger auf Schokolade hat?
peradventure - 28. Mär, 00:30
Unter Soziologen ist es weitgehend Konsens, dass eine Gesellschaft bestimmte Normen und Regeln zum Zusammenleben braucht, damit das Individuum nicht bei jeder Situation neu entscheiden muss, wie es sich verhält. Wenn sich Mitglieder der Gesellschaft nicht an Regeln halten, wird dies meist von anderen Mitgliedern der Gesellschaft sanktioniert.
Konsens unter Berlin-Brandenburgern scheint es zu sein, dass Busfahrer zu einer Kategorie von Menschen gehören, die man weder grüßen geschweige denn respektieren muss. Umso schöner, wenn dann einer dieser Busfahrer die sozialen Normen und Regeln verletzt und seine Fahrgäste mit folgender Ansage kurz vor der Endhaltestelle verabschiedet: "Liebe Leute, ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Passen Sie gut auf sich auf, rutschen Sie nicht aus, auf dass wir am Montag alle wieder vollzählig sind."
Schweigen. Fahrgäste irritiert. Millisekunden der Stille. Leiser Applaus. Grüße, ein "ebenso". Fahrgäste, die sich vom Busfahrer verabschieden. Schön.
peradventure - 23. Mär, 22:51
Alle haben mich davor gewarnt und konnten es doch nicht verhindern: Ich schreibe die Fortsetzung des Schottland-Reiseberichts so lange nach der Reise, dass ich die Hälfte des Erlebten längst vergessen hatte. Der folgende Bericht wird daher leider etwas weniger detailliert ausfallen, ich hoffe aber trotzdem, dass ich noch alles wichtige zusammen bekomme.
Zum ersten Tag gehört noch das erste Mal Bus fahren in Edinburgh. Wir wollten zum Kino und danach möglicherweise noch was trinken gehen, so dass Autofahren nicht in Frage kam und wir uns für den ÖPNV entschieden. Das Preismodell ist einfach: Jede Fahrt kostet 1,- Pfund (ca. 1,50 Euro). Man bezahlt beim Busfahrer, muss passend bezahlen und erhält dafür einen ca. 20 cm langen Papierstreifen als Fahrschein. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber vielleicht noch praktikabel. Möchte man umsteigen, muss man im neuen Bus erneut ein Pfund bezahlen, wenn man zuvor nicht Besitzer eines Daysaver-Tickets geworden ist. Diese Tageskarte berechtigt zur Fahrt im gesamten Stadtgebiet bis zum Ende des regulären Verkehrs und kostet 2,30 Pfund (ca. 3,50 Euro), was vergleichsweise günstig ist. Auch diese 2,30 Pfund muss man jedoch passend dabei haben, was gelegentlich ein bisschen anstrengend war. Noch anstrengender war jedoch das Bus fahren selbst: Als allein reisender Tourist ist man in dieser Stadt hoffnungslos verloren: Es gibt im Bus keine Linienkarten, keine Ansagen, keine Hinweise über Halte- und Umsteigepunkte. Und in Berlin schimpfen die Leute auf die BVG… Der Bus fährt und fährt und hält gelegentlich an Haltestellen an, deren Haltestellenschilder allerdings so klein geschrieben sind, dass man vom Bus aus nicht mal auf diese Weise eine größere Chance gehabt, zu erkennen, wo man ist. Meine augenscheinliche Verstörtheit diesbezüglich veranlasste meinen Gastgeber zu den aufmunternden Worten, dass man dem Busfahrer bescheid sagen könne, wo man aussteigen will – er würde sich dann irgendwie bemerkbar machen. Spannende Sache.
Der zweite Tag begann mit einem gemütlichen Ausschlafen und anschließendem Frühstück, das sich fast bis zum Mittag hinzog. Erfreulicherweise war das Wetter wirklich schön, die Sonne schien gelegentlich, es regnete nicht und war auch angenehm mild – nicht gerade das typisch, schottische Wetter. Wir wollten etwas weiter in Norden und uns dort das kleine Universitätsstädtchen St. Andrews an der Nordsee ansehen. Der Weg aus Edinburgh hinaus führte über eine mautpflichtige Brücke, die mit 80p (1,20 Euro) ebenfalls verhältnismäßig preiswert war und zudem nur in einer Richtung kostenpflichtig war. St. Andrews ist eine wirklich hübsche Stadt – allerdings selbst im Winter überladen mit Touristen. Nach halbstündiger Suche haben wir einen Parkplatz gefunden und versucht, herauszufinden, wie man einen Parkschein löst. Automaten gab es nicht, also sprachen wir so eine Art Polizisten an. Er erklärte uns, dass man die Parkscheine in den angrenzenden Läden der Straße kaufen könne, was wir dann auch gemacht haben. Der Parkschein war etwa postkartengroß und man musste ankreuzen, an welchem Tag zu welcher Zeit man ihn nutzen will. Ungewöhnliches Konzept, aber hat sicher auch Vorteile.
In St. Andrews gibt es neben vielen schönen Häusern die Reste einer zerstörten Kathedrale zu sehen, was selbst als Rest sehr beeindruckend ist. Die Kathedrale steht nur wenige Meter vom Nordseestrand entfernt und darum herum gab es zahlreiche Grabsteine – ein Friedhof mit Meeresblick. Hat auch was. Dem Strand voraus geht eine große Wiese mit vielen Spielgeräten für Kinder, Bänken und Tischen zum Picknicken und das ganze mit der ziemlich aufgewühlten Nordsee im Hintergrund – wirklich schön. Die vielen bauch- und beinfrei herumlaufenden Leute ließen den Eindruck entstehen, dass die rund 10 Grad Celsius, die es an dem Tag waren, für die Schotten schon Hochsommer sind. Wenige Minuten später beobachteten wir dann auch eine Gruppe von Jugendlichen, die den sonnigen Tag für ein mehrfaches Baden in der Nordsee nutzten. Ich hatte allerdings das komische Gefühl, dass sie nach dem Sprung vom Pier auch schnell wieder aus dem Wasser raus wollten :-)
Irgendwann bekamen wir Hunger und Durst. Das Hungerproblem ließ sich in einem Subway recht gut lösen, auch wenn ich schon längst wieder vergessen habe, was "Gurken" auf Englisch heißt, aber so schnell brauch ich das Wort vermutlich nicht. Das mit dem Trinken war schwieriger – ich mag auf Teufel komm raus kein stilles Wasser und mir sind jegliche Säfte und vermeintliche Erfrischungsgetränke viel zu süß. Ein Wasser mit Sprudel musste her, was allerdings durch die uneinheitliche Bezeichnung ziemlich kompliziert war. Wir haben uns dann für zwei Sorten Mineralwasser entschieden und glücklicherweise waren beide "laut". Das sind so Dinge, die einem sonst den ganzen Urlaub versauen können :-)
Der Tag in St. Andrews verging ziemlich schnell, so dass wir Abends eigentlich nur noch mal in einem der größten Outlet Stores Schottlands in der Nähe von Edinburgh einkaufen gehen wollten – es aber leider nicht gefunden haben, da das Navi den Outlet Store nicht als POI (oder neudeutsch: OVI – Ort von Interesse) kannte und wir niemanden gefunden haben, der uns eine genaue Anschrift nennen konnte. Müde von der vielen frischen Luft und gestresst von meiner größten Herausforderung der letzten Jahre namens Linksverkehr sind wir dann nach Hause gefahren, wo mein Gastgeber mit aller Kraft versucht hat, mich dazu zu überreden, noch eine interkulturelle Party zu besuchen. Es gelang ihm nicht und ich bin dankbar dafür, dass er es irgendwann aufgegeben hat.
peradventure - 7. Mär, 22:04
Die politische Korrektheit gebietet es allgemein, gegen rechts zu sein. Ich möchte hier jedoch ein Plädoyer für den Rechtsverkehr halten.
Ein guter Freund von mir studiert in Schottland, dem Land, für das es das schlimmste überhaupt ist, mit England verwechselt zu werden. Ist mir ungefähr ein Dutzend mal passiert, zum Glück nie in Gegenwart echter Schotten. Ich war dort, von Freitag bis Dienstag und es war toll.
Der Hinflug war sehr entspannt. Ich bin mit Easyjet von Berlin Schönefeld aus geflogen, was ungemein praktisch ist, weil mein Weg mit der S-Bahn dorthin keine 10 Minuten dauert. Der Checkin dauerte nochmal genau so lange, so dass ich insgesamt viel zu früh dort war und mich sinnlos mit Essen vollgestopft habe. Wie die weiteren Tage zeigen werden, war das gar nicht so dumm. Zurück zum Flug: Alles super. Es gibt keine Gratis-Getränke oder gar Gratis-Zeitungen, dafür hat der Flug von Schönefeld nach Glasgow und zurück inklusive aller Steuern auch nur rund 75 Euro gekostet. Es sollte der letzte faire Preis für die nächsten Tage bleiben.
Weich in Glasgow gelandet sammelte ich mein Gepäck vom Gepäckband und suchte die Europcar-Station, bei der ich meinen Mietwagen gebucht hatte. Nach zig Formularen und Anweisungen in feinstem Schottisch, die ich allesamt nicht verstanden habe, hielt ich eine Chipkarte in der Hand, die mein Autoschlüssel sein sollte. Das Auto war ganz in Ordnung aber spätestens bei der Feststellung, dass das Lenkrad auf der falschen Seite war, wurde mir dann doch nochmal etwas komisch. Meine Hoffnung, den Linksverkehr und das Auto in ein paar ruhigen Seitenstraßen testen zu können, erwies sich als vollständige Illusion. Der erste Kreisverkehr nach dem Parkplatz (und es gibt dort nur Kreisverkehre, keine Kreuzungen) war ein fünfspuriger ohne brauchbare Markierungen oder Spuranweisungen. Auch das Navi war mit Anweisungen wie "geradeaus über den Kreisverkehr, fünfte Ausfahrt rechts" nicht sonderlich hilfreich. Ich fuhr also ein paar Mal im Kreis und in falsche Ein- und Ausfahrten, bevor ich halbwegs herausgefunden hatte, wie dieses "Modell" der Verkehrsführung funktioniert. So endgültig kapiert hab ich es aber bis zum letzten Tag nicht.
Nach rund zweistündiger Fahrt bin ich in Edingburgh angekommen - das vorläufige Ziel meiner Reise. Ich weiß nicht, ob man es mir angesehen hat, aber ich wollte zu diesem Zeitpunkt nie wieder freiwillig in ein Auto mit dem Lenkrad auf der falschen Seite einsteigen. Die erste Fahrt, diese ersten zwei Stunden - es war die Hölle.
Ich kam dort gegen 17 Uhr an - wenige Minuten später saßen wir schon wieder im Auto und fuhren zum LIDL einkaufen. Der war zum Glück nur drei Straßen weit entfernt, die habe ich irgendwie überstanden. Doch dann der nächste Schock: Wie können denn Lebensmittel des alltäglichen Bedarfs bei einem Discounter so unglaublich teuer sein? Wir haben wirklich nur ein paar ganz wesentliche Grundnahrungsmittel gekauft und sind 16 Pfund ärmer (rund 25 Euro) aus dem Laden gegangen. In Deutschland hätte ein vergleichbarer Einkauf maximal 10-15 Euro gekostet. Abends waren wir im Kino und haben den durchaus unterhaltsamen Film "The Pursuit of Happyness" gesehen. Das Kino ist mit 3 Pfund für Studenten an einem Freitag Abend ausnahmsweise mal verhältnismäßig preiswert, das obligatorische Getränk dazu kostete allerdings fast genau so viel. An nicht-alkoholischen Getränke gibt es in Schottland übrigens eigentlich nur Leitungswasser und Coca Cola, mit ein bißchen Glück bekommt man auch Fanta Zero, was ein absolut widerliches Gesöff ist.
Da ich seit mittlerweile 19 Stunden auf den Beinen bin, geh ich jetzt mal schlafen. Der Rest folgt morgen.
peradventure - 20. Feb, 23:45
Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass aus Gründen der Verkehrssicherheit alle Bäume in Ihrer Strasse gefällt werden müssen.
Idioten.
peradventure - 7. Feb, 21:18